Vereinschronik

von Otto Knörl (+), Günther Hartmann und Eugen Zitzmann

 

Der Schützenverein Tell Löhlitz e. V. wurde im Frühjahr 1928 gegründet. Auf Anhieb traten ihm 40 Mitglieder bei, darunter 5 Jungschützen. Zum 1. Vorstand wurde der damalige Revierförster Lottner gewählt. Der Kameradschaftsgeist unter den Schützen war so groß, dass sie im selben Jahr noch drei Kleinkaliberstände auf 50 Meter und ein Blockhaus erstellten. Sämtliche Arbeiten wurden von den Mitgliedern freiwillig geleistet. Bereits im Jahre 1929 konnte das erste Hauptschießen abgehalten werden. Damals betrug die Einlage 4 Reichsmark. Der erste Preis war ein Kleinkalibergewehr, der zweite Preis bestand aus mehreren Zinnkrügen, die heute noch in der Löhlitzer Gastwirtschaft zu sehen sind, und als dritter Preis wurden Schützenhüte mit Gamsbärten vergeben. Das Hauptschießen erstreckte sich über vier Sonntage, wobei eine Musikkapelle, Bier, Bratwürste und ein Zuckerstand das Fest verschönerten.

Nach Kriegsende musste der Verein sein Schützenhaus abreißen, da es von den Siegermächten so verlangt wurde. Auf dem Dorfplatz wurde es versteigert.

In den Jahren nach dem Kriege trat der Wunsch der Jugend, eine neue Schießanlage zu bauen, immer mehr in den Vordergrund. Im Jahre 1957 gelang es, den Schützenverein neu ins Leben zu rufen. Bei der Gründungsversammlung am 07.02.1957 wurden 41 Personen Vereinsmitglieder.

Als 1. Vorsitzender wurde der damalige Revierförster Helmut Gramowski gewählt. Bei den weiteren Versammlungen war immer das Hauptproblem die Platzfrage für die Schießstätte. Die Verhandlungen mit der Kath. Kirchenstiftung Nankendorf endeten schließlich erfolgreich und das neue Schützenhaus konnte im Stiftungswald auf Pachtgrund errichtet werden. Der gute Arbeitsgeist der Schützen bewies sich schon im kommenden Jahr, als die neue Schießstätte in kurzer Zeit entstand. Es war ein Holzhaus mit 5 Luftgewehrständen. Mit viel Freude und Stolz konnte das neue Schützenheim im Jahre 1958 durch Pfarrer Michael Güthlein eingeweiht werden. Das erste Hauptschießen 1959 war ein großer Erfolg. Im Jahre 1960 wurde ein größeres Hauptschießen veranstaltet, das mit der Fahnenweihe verbunden war. Diese fand bei herrlichem Sonnenschein am Kriegerdenkmal in Löhlitz ebenfalls durch Pfarrer Güthlein statt. Die Fahnenweihe selbst, zu der sich in Löhlitz viele auswärtige Gäste einfanden, war für den Verein ein bedeutsames Ereignis. Nachmittags um 14.00 Uhr ging der erste Festzug des Vereins durch die Ortschaft Löhlitz und bis spät in die Nacht hinein war der Festplatz von vielen Gästen gefüllt.

In der Folgezeit führte der Verein alljährlich sein Hauptschießen durch. Nach dem plötzlichen Ableben des 1. Vorstands Helmut Gramowski im Jahre 1962 waren mehrere Versammlungen erforderlich, um einen neuen Vorstand zu finden. Nach langem Hin und Her wurde Otto Knörl zum 1. Vorstand gewählt.

Im darauffolgenden Jahr hat sich gezeigt, dass die Schießanlage den Anforderungen nicht mehr gewachsen war. Die Vorstandschaft beschloss, die Schießstätte auf 10 Luftgewehrstände zu erweitern. Das Schützenhaus wurde innen mit Brettern ausgeschalt und eine Decke eingezogen, sowie die Außenfassade umgestaltet.

Im Jahre 1968 feierte der Verein sein 40-jähriges Gründungsjubiläum. Beim Festkommers konnten für 40-jährige Mitgliedschaft durch 2. Gauschützenmeister Karl Fischer aus Bayreuth die Mitglieder Georg Heumann (+), Josef Zitzmann (+), Baptist Persau (+), Georg Klaus HsNr. 39 (+) und Johann Zitzmann (+) geehrt werden.

Am Festsonntag um 6.00 Uhr wurden die Löhlitzer Bürger durch die Blaskapelle Hochstahl zum Besuch des Festaktes geweckt. Um 9.00 Uhr trafen sich die Löhlitzer, Vereine aus der Umgebung und zahlreiche Besucher zu einem Waldgottesdienst vor dem Schützenhaus unter freiem Himmel, der von Pfarrer Georg Zametzer aus Nankendorf zelebriert wurde. Als Festgäste waren u. a. anwesend: Pfarrer Georg Zametzer, Pfarrer Michael Güthlein aus Ebensfeld und Gauschützenmeister Karl Fischer aus Bayreuth. Das 40-jährige Gründungsfest wurde zu einem bleibenden Erlebnis für den Verein.

1970 übernahm dann Josef Nützel den Vorsitz im Verein. In den weiteren Jahren hielt der Verein regelmäßig sein Hauptschießen ab. Die Verbesserung der Schießanlage blieb ein Hauptanliegen. In der Folgezeit wurde mit dem Eigentümer des Geländes, auf dem 1958 die Schießstätte errichtet wurde, der Kath. Kirchenstiftung Nankendorf, intensive Verhandlungen über den Ankauf des Grundstücks geführt. Mit Genehmigung des Erzbischöflichen Ordinariats unterzeichneten Ende 1976 der Vertreter der Kath. Kirchenstiftung und der 1. Vereinsvorstand den Kaufvertrag. Dank intensiver Arbeitsleistung der Mitglieder konnten die geplanten Umgestaltungen der Schießstätte rechtzeitig zum anstehenden 50-jährigen Gründungsjubiläum durchgeführt werden. So wurde ein Festplatz und eine neue überdachte Schießanlage in einem großzügigen Erweiterungsbau geschaffen, die modernsten Ansprüchen gerecht wurde. 10 vollautomatische Schießstände konnten bereits Anfang 1977 in Betrieb genommen werden.

Die Bestätigung für die geleisteten Arbeiten erfuhr der Verein durch die Übertragung der Ausrichtung des 16. Gauschießens anlässlich seines 50-jährigen Gründungsfest vom 30. Juni bis 03. Juli 1978. Am Schießen nahmen 393 Schützen aus 50 Vereinen teil und wetteiferten um Geldpreise in Höhe von insgesamt ca. 6.000 DM; daneben gab es noch viele wertvolle Sachpreise zu gewinnen. Der Festzug wurde aus 35 Vereinen und Gesellschaften gebildet. Beim Festkommers am 01.07.1978 wurde der frühere Vorstand Otto Knörl (+) zum Ehrenmitglied ernannt.

Mit den zum Gründungsfest 1978 angeschafften neuen Trachten vertrat der Schützenverein Tell Löhlitz den Schützenbezirk Oberfranken 1979 beim Oktoberfest-Trachten- und Schützenzug in München.

In den folgenden Jahren entwickelte sich der Schützenverein Löhlitz vor allem in schießsportlicher Hinsicht zu einer beachtlichen Größe. Der Höhepunkt war dabei im Jahre 1983 der Aufstieg der 1. Mannschaft in die Bezirksliga Oberfranken. Dieses Ereignis wurde bei einer Aufstiegsfeier, an der viele Nachbarvereine und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens teilnahmen, angemessen gefeiert. Im gleichen Jahr wurde beim Nachbarverein, der SG Waischenfeld, die Patenschaft übernommen.

Im Jahre 1984 übernahm Günther Hartmann den Vorsitz im Verein von Josef Nützel, der 14 Jahre als 1. Vorstand tätig war. Die folgenden Jahre waren im Verein geprägt von enormen Investitionen. So wurde z. B. das Schützenhaus mit einer Gasheizung ausgerüstet, an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen und durch den Anbau einer WC-Anlage baulich vervollständigt. Weiter wurde eine neuartige Zirkelmaschine angeschafft und die Vereinsfahne mit einem Kostenaufwand von 4.000 DM restauriert. Vieles konnte nur durch großzügige Spenden finanziert werden, so dass der Verein schuldenfrei blieb. Dieser Tatsache konnten sich die Mitglieder jedoch nicht lange erfreuen, da der Verein mit einer hohen Steuerforderung aus dem Gründungsfest 1978 nach langwierigen juristischen Auseinandersetzungen fertig werden musste. Aber auch diese schwierige Situation wurde durch den Zusammenhalt und die Treue der Mitglieder zu ihrem Schützenverein gemeistert, wenn auch dazu die Beiträge beträchtlich erhöht werden mussten.

Das 60-jährige Gründungsfest im Jahre 1988 erstreckte sich über drei Tage. Es begann am Freitag, den 1.Juli mit einem Beatabend. Zum Festkommers am Samstag, den 2. Juli wurden der Schirmherr Erhard Gick und der Schützenkönig Wolfgang Haas von den Schützen und der Ahorntaler Blasmusik von ihren Wohnungen abgeholt. Im Mittelpunkt des Festkommers stand die Ehrungen verdienter Vereinsmitglieder. Die Ernennung als Ehrenmitglied erhielt Josef Zitzmann (+), der dem Schützenverein bereits seit der Gründung im Jahre 1928 angehörte. Die Feierlichkeiten wurden am Sonntag, den 3. Juli mit einem Festgottesdienst im Festzelt fortgesetzt. Am Nachmittag bewegte sich ein Festzug mit rund 40 Vereinen aus mehreren Landkreisen, drei Musikkapellen und vielen Ehrengästen durch die Ortschaft Löhlitz.

Beim 125-jährigen Gründungsfest mit Fahnenweihe des Schützenvereins „Hirschsprung“ Nankendorf im Jahre 1989 wirkte unser Schützenverein als Patenverein mit.

Nach 20-jähriger erfolgreicher Funktionärsarbeit für den Schützenverein, davon zwei Jahre lang als 2. Schützenmeister, zehn Jahre lang als 1. Schützenmeister und acht Jahre lang als 1. Vorstand, verzichtete Günther Hartmann bei der Jahreshauptversammlung 1992 auf eine weitere Amtszeit. Neugewählt wurde von den Vereinsmitgliedern Edgar Zahn als 1. Vorstand und Marianne Teufel als seine Stellvertreterin.

Unter der neuen Vereinsführung setzte der Schützenverein weiter auf Expansion. Bald reifte der Plan eines umfassenden Schützenhausneubaues auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss sollten Küche, Schützenmeisterzimmer, Aufenthaltsraum und Umkleideraum entstehen. Im Kellergeschoss waren neben einer zusätzlichen WC-Anlage ein Kellerraum, Heizungsraum, Jugendraum und ein Abstellraum für den möglichen Ausbau als unterirdische Kleinkaliberanlage vorgesehen. Noch während der Planungsphase zeichnete sich ab, dass öffentliche Zuschüsse zu dem mit 260.000,- DM veranschlagten Bauprojekt nicht zu erwarten sind. Dennoch wurde nach Erteilung der Baugenehmigung im April 1995 mit den Bauarbeiten begonnen. Nach knapp fünfmonatiger Bauzeit war der Neubau bis September 1995 im Wesentlichen fertiggestellt. Durch den vorbildlichen Arbeitseinsatz vieler Vereinsmitglieder sowie zahlreicher Geld- und Sachspenden – auch von Nichtmitgliedern – konnte eine größere Darlehensaufnahme vermieden werden, so dass keine nennenswerten Verbindlichkeiten aus dem Schützenhausneubau zu Buche stehen. Das gelungene Bauwerk findet allgemeine Anerkennung. Die Löhlitzer Schützen können darauf mit Recht stolz sein.

Am 5. Juli 1998 erhielt das neue Schützenheim bei einem Festgottesdienst im Rahmen des 70-jährigen Gründungsjubiläums des Schützenvereins seine kirchliche Weihe durch Pfarrer Hellebrandt aus Nankendorf.

Als vorläufig letzte Baumaßnahme erfolgte im Jahre 2000 eine Erneuerung und Erweiterung der bestehenden WC-Anlage im Erdgeschoss des Schützenhauses.

Wie bereits erwähnt, wird in Löhlitz der Schießsport auf hohem Niveau betrieben. So sicherte sich die 1. Mannschaft im Jahre 1998 den bis dahin in der Vereinsgeschichte einzigartigen Aufstieg in die Oberfrankenliga. Doch damit nicht genug: im Jahre 2001 wurde unsere 1. Mannschaft Meister in der Oberfrankenliga. Dies war auch die Qualifikation für das Ausscheidungsschießen in Pfreimd für den Aufstieg in die Bayernliga. In einem packenden Endkampf besiegten die Löhlitzer dort Geroldsgrün und schafften damit den Aufstieg in die Bayernliga Nordost.

Auf die Jugendarbeit wird besonderer Wert gelegt. Dadurch konnte die Dorfjugend seit vielen Jahren eng an den Schützenverein gebunden werden. Die engagierten Jugendleiter entdeckten immer wieder hervorragende Talente für den Schießsport. Stellvertretend hierfür sei Johannes Graf genannt. Der erst zwölfjährige Schüler ist seit dem vergangenen Jahr, gerade rechtzeitig zum 75-jährigen Vereinsjubiläum, gleich dreifacher Deutscher Meister (!) in der Schülerklasse männlich. Auf der Olympiaschießanlage in Hochbrück bei München konnte er sich in den Disziplinen Dreistellungskampf, 20 Schuss stehend und im Dreistellungskampf der Mannschaften gegen die besten deutschen Schülerschützen durchsetzen. Am Nachmittag des 25. August 2002 – in Löhlitz war gerade Kirchweihsonntag – wurde Johannes Graf am Dorfplatz von den Löhlitzer Schützen, dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Waischenfeld, Paul Lindner, und den Ortsbewohnern mit einem Sektempfang begrüßt.

Der Schützenverein bestimmt wesentlich das gesellschaftliche Leben in der Ortschaft Löhlitz. Außerdem tragen die Schützen durch ihre schießsportlichen Erfolge das Ansehen und die Bekanntheit des Ortes weit über die Landkreisgrenzen hinaus.

Mit dem 75-jährigen Gründungsjubiläum vom 29. Mai bis 1. Juni 2003 steht ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte bevor. Aus diesem Anlass findet auf der Schießanlage des Schützenvereins Tell Löhlitz e. V. vom 22. April bis 10. Mai 2003 das 40. Gauschießen des Schützengaues Oberfranken Süd Bayreuth/Kulmbach statt.

Und noch eine besondere Ehre wurde unserem Schützenverein im Jubiläumsjahr zuteil. Mit ihrer neuen Vereinstracht vertreten die Löhlitzer Schützen – wie bereits im Jahre 1979 – den Schützenbezirk Oberfranken beim diesjährigen Oktoberfest-Trachten- und Schützenzug in der Landeshauptstadt München.